veröffentlicht in: möbel kultur (Print)

März 2019

Wachstum ist kein Selbstläufer

Mit einem Umsatzplus von acht Prozent auf rund 3,2 Mrd. Euro ist die Otto Einzelgesellschaft im Geschäftsjahr 2018/2019 zum neunten Mal in Folge gewachsen. Für die Weiterentwicklung der Plattform-Strategie investiert der Marktführer dieses Jahr erneut 100 Mio. Euro und setzt dabei unter anderem auf technische Innovationen wie CGI oder „Otto ready“.


Otto treibt die Plattform-Strategie weiter voran: Im Geschäftsjahr 2019/2020 wird das Hamburger Unternehmen weitere 100 Mio. investieren. „Wir stellen uns in einigen Geschäftsbereichen komplett neu auf, arbeiten an der Automatisierung unserer Partner-Anbindung und schaffen trotzdem ein beachtliches Wachstum“, freute sich Bereichsvorstandsvorsitzender Marc Opelt auf der Bilanz-Pressekonferenz in Hamburg. Die Einzelgesellschaft erzielte 2018/2019 ein Umsatzplus in Höhe von rund acht Prozent, die Erlöse lagen bei knapp 3,2 Mrd. Euro. Auf www.otto.de shoppten im vergangenen Geschäftsjahr (1. März 2018 bis 28. Februar 2019) sieben Millionen aktive User (+5 %), zwei Millionen kamen neu dazu.

Doch damit ist Otto nicht zufrieden, denn der digitale Marktführer, u. a. im deutschen Möbelhandel, sieht beim Ausbau der Händlerplattform noch mehr Luft nach oben: Am Partner-Programm nehmen derzeit 400 Anbieter teil, rund 70 davon bedienen das „Home & Living“-Segment. „Wir rechnen damit, dass wir bis Ende des Jahres 400 weitere Unternehmen an das Händlerportal anbinden können“, so Opelt. Laut Unternehmensangaben stehen rund 1.500 Anwärter auf der Warteliste. Die Zusammenarbeit mit den Handelspartnern soll auf Augenhöhe stattfinden, ohne dass für beide Seiten ein Mehraufwand entsteht. Daher setzt der Konzern weiterhin auf die Entwicklung innovativer Technologien, die das Alltagsgeschäft im E-Commerce erleichtern.

Ein wichtiges Thema ist „Computer-Generated Imagery“ (CGI). Mit dieser Technologie kann der tägliche Bedarf an Bildmaterial für den digitalen Handel unkompliziert am Computer abgedeckt werden – ganz ohne Foto-Shooting. Bei Otto ist bereits die gesamte Content-Strategie der Händler-Plattform auf CGI ausgerichtet. 70 Prozent der neuen Modelle, die auf dem Marktplatz vertrieben werden, sind mithilfe digital erstellter Fotos abgebildet. Außerdem spielt Augmented Reality (AR) eine große Rolle beim Verkauf über das Netz, denn laut Informationen von Otto tragen nicht mehr nur Bild und Text, sondern vor allem das AR-Erlebnis zur Kaufentscheidung am Bildschirm bei. Deshalb sind mittlerweile 1.400 Möbel in der „Yourhome“-App von Otto als AR-Modelle hinterlegt. Ob Accessoires folgen, steht noch nicht fest. Für den Küchenverkauf testet das Unternehmen derzeit einen digitalen Raumplaner, AR ist hier eher weniger gefragt.

Zusätzlich konzentriert sich das Innovations-Lab unter der Leitung von Jörg Heinemann auf die Möglichkeiten, die das Internet of Things (IoT) bietet. Um Otto schon jetzt auf dem Markt für smarte Haushaltsgeräte zu positionieren, kaufte der Onlinehändler zum 1. März das Start-up Order This. Die Software funktioniert als Verbindungselement zwischen Onlineshops und internetfähigen Haushaltsgeräten, wie z. B. Geschirrspülern, und soll Otto zur Anlaufstelle für Zusatzprodukte von smarten Geräten machen. Dazu launchte der Marktführer im Onlinehandel mit Möbeln den „Otto ready“-Service.

„Zukünftig werden Haushaltsgeräte ohne Internetzugang aussterben. Unter dem Label ‚Otto ready‘ machen wir deswegen Geräte und Plattformen fähig, sich mit Otto zu verbinden“, sagt Marc Opelt. Bisher können per „Otto ready“ ausschließlich Geschirrspülertabs für die „Home Connect“-fähigen Geräte von Bosch bestellt werden. Weitere Kooperationen sollen zeitnah folgen. Sobald die Geräte einmal per „Otto ready“ verbunden sind, erhält der Endkunde Push-up-Nachrichten über den Bedarf und kann per Knopfdruck bestellen.

SARAH SCHÄDLER

Hightech live erlebbar

Nach der gelungenen Premiere von Otto im vergangenen Jahr war der Marktführer im deutschen Online-­Möbelhandel nun zum zweiten Mal auf der Möbelmesse in Köln vertreten. Sieben Tage lang konnten sich Zehntausende Besucher auf dem 215 qm großen Messestand mit den Ange­boten und technischen Innovationen des Hamburger Konzerns vertraut machen. Der neue Standort mitten auf dem Messe-Boulevard sicherte außerdem deutlich mehr Laufkundschaft. Neben den Möbelstücken der Otto-Eigenmarke „Andas“ und der Heimtextilien-Kollektion, die in Zusammenarbeit mit TV-­Designer Guido Maria Kretschmer entstanden ist, legte Otto den Fokus auf innovative Technologien, die das digitale Einkaufserlebnis zukünftig revolutionieren.

Top-Themen wie Computer-­Generated Imagery (CGI) und ­Virtual Reality (VR) zogen die ­Aufmerksamkeit der Messebesucher auf sich. Im CGI-Bereich ­zeigten die Otto-Experten die ­einzelnen Produktionsschritte von Möbelbildern, die statt mit einer Kamera am Computer erstellt ­werden. Direkt daneben konnten diese künstlich dargestellten Möbelstücke durch eine VR-Brille betrachtet werden. Der Clou: Bei den per CGI dargestellten Möbeln handelte es sich um Modelle der Otto-Eigenmarke „Andas“, die am Stand auch live ausgestellt wurden. Über einen Controller konnten die Besucher die Form und Farbe der Möbel, die sie per VR-Brille in einer virtuellen Kulisse sahen, verändern. Mithilfe dieser Technologien will der Marktführer seine Stellung hierzulande weiter ausbauen.

Ein weiteres Highlight am Stand von Otto auf der „imm cologne“ war der „Andas Design Contest“, der dieses Jahr zum ­ersten Mal stattfand und auf gute Resonanz stieß. Typisch für „Andas“-Möbel ist deren skan­dinavische Leichtigkeit, die einen modernen und nordischen Lifestyle widerspiegelt. Mit dem Contest hat Otto kreativen Endverbrauchern die Chance geboten, mit ihrem selbstgestal­teten Möbelstück Teil der Marke „Andas“ zu werden. Gewonnen hat eine junge Studentin, die die Jury mit ihrem „Touf“, einer ­Kombination aus Pouf und Table, überzeugen konnte. Das Modell wird nun vervielfacht und nach der Produktion auf Otto.de rund sieben Millionen Endkunden zum Kauf angeboten.

SARAH SCHÄDLER


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